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11 Fragen an Martin Bechler von Fortuna Ehrenfeld

Mit dem Musiker, Produzenten und Autoren Martin Bechler konnten wir ein weiteres Gesicht für unsere „Stimme für Köln“ Kampagne gewinnen. Wir trafen den Frontmann von Fortuna Ehrenfeld am Rheinboulevard für die Aufnahmen des Kampagnenmotivs. Nach viel Stimmung und guter Laune während des Fotoshootings, gab sich Martin bei einem Gaffel Kölsch die Ehre und beantwortete unsere 11 Fragen.

Martin, du bist mit deinem Musikprojekt Fortuna Ehrenfeld weit über die Grenzen Kölns bekannt, bleibst der Domstadt aber weiterhin treu. Was bietet dir Köln, was dir Kulturzentren wie Berlin oder Hamburg nicht bieten können?

Mich könntest du mit dem Fallschirm irgendwo auf der Welt abwerfen und ich würde klarkommen, würde meine Plätze und Menschys finden, die ich mag.

Köln schenkt einem immer wieder diese ganz speziellen Momente sich neu in die Stadt zu verlieben. Wie zum Beispiel neulich den Rosenmontagszug in eine Friedensdemo umzudröbbeln. Knutschi!

Welche drei Songs beschreiben für dich das kölsche Lebensgefühl am besten?

  1. Fortuna Ehrenfeld – Guten Morgen Ehrenfeld
  2. Peaches – Fuck the pain away
  3. Bläck Fööss – Unser Stammbaum

In Kürze erscheint dein Romandebüt „KORK“, welches du gemeinsam mit Sophia Fritz geschrieben hast. Wie kommt man als Kölner darauf ein Buch über Wein zu schreiben und nicht über Kölsch?

Ich muss doch sehr bitten! Die Sehnsucht ist immer groß nach Dingen, die man selber gerade nicht hat. Ein Meer zum Beispiel. Ich hätte nichts dagegen, wenngleich hinter Bergisch Gladbach das Mittelmeer beginnen würde. Na ja, ist ja vielleicht dann bald so weit. Was wir hier auch nicht haben: Berge. Weinberge schon mal gar nicht. Also träumt man sich an die Mosel oder in die Pfalz, um dort in Riesling und Eselsmilch zu baden. Oder sollen wir mal versuchen, ein gutes Tröpfchen am Herkulesberg anzubauen?

Ich cuvetiere meinen eigenen Fortuna Ehrenfeld-Rotwein mit der Pfälzer Edelschmiede Prof. Christian Bernhard in Ellerstadt. Und das verbindet euch und mich. Wir wissen halt, was gut ist und machen keinerlei Kompromisse in Sachen Qualität und Genuss. Erklär‘ du mir als Immi bitte mal lieber den Scheiss mit der kalten Ente auf den mörderlustigen Sitzungen. Da hat aber auch einer irgendwann mal ne Wette verloren, oder?

Lass’ uns doch einfach starten, die Fortsetzung zu „KORK“ namens „KronKORKen“ zu schreiben. Welche wilde Geschichte hast du mit Kölsch erlebt?

Wenn ich mich daran bloß erinnern könnte. Aber, na ja, sie waren halt….wild.

….und wer sich d’ran erinnern kann war sicher nicht dabei.

Fortuna Ehrenfeld

Alkohol im Allgemeinen kann ein wundervoller Katalysator für allen möglichen Scheiß sein. Wir müssen aber auch ein sorgsames Auge auf diejenigen haben, die das richtige Maß nicht finden und in Probleme rauschen. Bei uns Fortunaut*innen heißt das: #protecttheonesyoulove.

Es erscheint jedoch nicht nur dein erster Roman, sondern auch deine neue Soloplatte. Worin besteht für dich der Unterschied zwischen Soloplatte und Fortuna Ehrenfeld Platte?

Es war Winter und die Band im wohlverdienten Urlaub nach einem Jahr, das an Seeräuber*innenromantik nicht zu überbieten war, uns aber auch alle geschlaucht hat. Die Reizpunkte waren enorm hoch: Ein legendäres Konzert in Potsdam mit dem Filmorchester Babelsberg, eine blickdichte Tournee, WDR Fernsehaufzeichnung am Tanzbrunnen und zum Schluss eine bumsvolle Kölner Philharmonie. Alle mussten mal durchschnaufen und haben sich zur Rekonvaleszenz ein wenig verkrochen.

Durchschnaufen heißt für mich allerdings: Im Schlafi und Pantoffeln ans Klavier setzen, runterfahren, die Gedanken auf die Tastatur pullern lassen. Dann hab ich auf Aufnahme gedrückt und: Upsi! – Ich muss gestehen, ich war nach diesem Jahr auch irgendwie nah am Wasser gebaut.

Wir haben mit einem loyalen und unerschrockenen Team bewiesen, dass man so ein pandemisches Wirrwarr prima meistern kann, wenn man zusammenhält, flexibel in der Birne bleibt und sich als verantwortungsvolle Sozialgemeinschaft begreift. Das hört man der Platte an. Ich bin sehr dankbar, dass ich dieses Ventil des Songschreibens habe, wo ich meinen ganzen Rotz, aber auch die Freude, reinwerfen kann. Es ist ein Träumchen, dass mittlerweile so viele Menschen zu den Konzerten kommen und sich das dann auch noch anhören. Mein Fazit: Demut und Bescheidenheit.

Du bist unser neuestes Gesicht der „Stimme für Köln“ Kampagne, wofür du dich in dein Bühnenoutfit geschmissen hast. Was steckt hinter Pyjama, Federboa und Bärentatzen?

Der Schlafi ist ein pazifistischer Kampfanzug gegen alles Böse in der Welt. Gegen Intoleranz, Gewalt, Stillstand, Klimaschrottung und Ignoranz. Inklusive Weltraumantenne, panamoralischer Brennstoffzelle und Schwurbel-o-matiko- Erdbeereis-Maschine. Ich schwöre!

…Pause….

Am Ende ist das für mich alles nur ein Umschaltmoment, mich selber nicht zu ernst zu nehmen. Sobald ich in Schlafi und Tatzen schlüpfe, legt sich in mir ein Schalter um und ich denke: Leck Arsch, gib mir meine scheiß Klampfe – geht los jetzt! Und dann ab auf die Bühne. Mein Leben ist perfekt.

Beim Philharmoniekonzert kam unser Special Guest Gisbert zu Knyphausen zur Zugabe dann auch im Schlafanzug raus… honestly: ich hatte ordentlich Pipi in den Augen. Positiv bekloppt. Viva Colonia.

11 Fragen an Martin Bechler von Fortuna Ehrenfeld

Für alle, die nun nicht glauben können, dass das tatsächlich dein Bühnenoutfit ist, es gibt doch sicherlich Termine, bei denen du ihnen das Gegenteil beweisen kannst… 

Alles einsehbar auf www.fortuna-ehrenfeld.de. Die Lesetour zum Roman ist zum Beispiel auf der Lit:Cologne am 23.03..

Solokonzerte, Bandkonzerte, eine gemeinsame Tour mit dem hochverehrten Rainald Grebe: Wir haben viel vor dieses Jahr. Rakete Stufe eins, zwei, drei. Und ab dafür. Mich erwischt diese Karriere recht spät und ich fühle mich maximal frisch und unverbraucht. Wir fangen hier gerade erst an. Anschnallen, bitte!

Nach dem Auftritt: Kölsch aus der Flasche im Backstage oder lieber losziehen und in einer der vielen Kölschkneipen unserer Stadt frisch gezapftes Kölsch genießen?

Als Erstes nach dem Konzert kipp ich mir erstmal ne Packung Pferdesalbe auf die geschundenen Knochen. Während eines Konzerts Rotwein – danach ’n Abkühlkölsch. Kölsch hilft immer, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Gegen alles. Seitenwind, Liebeskummer. Schriev’ aaaan, Majanne, schriev’ aaan.

Du hast freie Damen- und Herrenwahl: mit wem würdest gerne einmal auf ein paar Kölsch versacken?

Ich halte Begriffe wie Damen- und Herrenwahl mitten in einer längst überfälligen und lebendigen Gender Debatte für anachronistisch und vollkommen fehl am Platz. Wir sollten weiter an einer menschenfreundlichen, lebensbejahenden, achtsamen und vor allem in Sachen Umweltschutz fortschrittlichen Gesellschaft arbeiten.

Wir müssen international janz, janz schnell wieder zu einer friedensgestaltenden und friedenssichernden Politik zurück. Dazu ist die konsequente Gleichberechtigung aller Beteiligten ein wesentlicher Baustein. Wer sich am Bau dieser Zukunft nicht beteiligen will oder kann, möge zügig und unauffällig das Gelände verlassen.

Mit wem ich mal versacken wollen würde?

Louwrens Langevoort, dem Intendanten der Kölner Philharmonie. Man hätte sich sicher viel zu erzählen. Und natürlich: Steffen Baumgart!

Zum Abschluss: Welche Kölnerin oder welchen Kölner sollte deiner Meinung nach in der „Stimme für Köln“ Kampagne nicht länger fehlen?

Thomas Diederichs von der Kulturkirche Nippes. Ich finde seine Arbeit Menschen vorurteilsfrei zusammenzubringen beeindruckend.

Danke Martin für deine Zeit und deine offenen Worte. Wir sind uns sicher, dass wir sehr bald an Majannes Theke zusammen versacken werden. Vielleicht auch nach deinem nächsten Konzert – wir werden definitiv vorbeikommen!

Autor
Privatbrauerei Gaffel

Wir, die Privatbrauerei Gaffel, sind ein mittelständisches, familiengeführtes Unternehmen in vierter Generation. Als Produzent der Traditionsmarke Gaffel Kölsch und weiterer rheinischer Spezialitäten sind wir eng mit der Geschichte Kölns verbunden. Wir fühlen uns den sozialen und kulturellen Bereichen der Stadt verpflichtet und berichten hier in regelmäßigen Abständen über Themen, die uns beschäftigen. Prost zesamme.