11 Fragen an Christian Stock, Gründer von K.R.A.K.E
Christian Stock ist Gründer der Kölner-Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit, kurz K.R.A.K.E. Seit vielen Jahren unterstützen wir die Arbeit des Vereins und haben nun endlich einmal die Zeit gefunden das K.R.A.K.E Hauptquartier und ihr Müllseum zu besuchen. Natürlich haben wir diese Gelegenheit dann auch direkt genutzt, um Christian unsere 11 Fragen zu stellen, also viel Spaß beim Lesen!
Lieber Christian, wir haben dich als Gründer von K.R.A.K.E kennengelernt, doch du warst und bist auch Schauspieler, wie würdest du dich selbst und das, was du machst, in einem Satz vorstellen?
Ich bin hauptberuflich Schauspieler, kann von dem Beruf eigentlich auch ganz gut leben, habe aber irgendwann erkannt, dass es da mehr gibt und irgendwann ist mein Idealismus durchgebrochen und ich habe gedacht, komm, ich werde jetzt Umweltaktivist, ich tue etwas gegen Dinge, die mich stören, denn sich zu beschweren und nichts zu tun, bringt ja auch nichts.
Zurück in Deutschland habe ich dann angefangen, einfach Müll zu sammeln, am Rheinufer zwischen Zoobrücke und Tanzbrunnen und das dann monatelang erst mal ganz alleine.
Christian Stock
Kannst du uns erzählen, wie es zur Gründung von K.R.A.K.E kam?
Gerne, das hat tatsächlich mit meinem Beruf zu tun. Ich war 2014 in Nepal unterwegs und habe da eine Dokumentation produziert und gedreht. Im Zuge der Dreharbeiten in Kathmandu habe ich gesehen, wie die Menschen dort mit ihrem Müll umgehen. Der Müll wurde dort einfach in den Fluss gekippt und dann kommt der Monsun und spült alles weg.
Natürlich gibt es in Nepal noch viel größere Probleme als das fehlende Umweltbewusstsein, aber trotzdem habe ich mir da gedacht, du musst was tun. Nicht direkt vor Ort, aber zurück in Deutschland habe ich dann angefangen, einfach Müll zu sammeln, am Rheinufer zwischen Zoobrücke und Tanzbrunnen und das dann monatelang erst mal ganz alleine. Irgendwann habe ich dann mal Fotos und Videos davon gemacht, auf Facebook gepostet und das hat regen Zuspruch bekommen. So habe ich dann eine Gruppe gegründet und in den Namen sollte dann irgendwas mit Köln und Aufräumen drin vorkommen, so kamen wir auf K.R.A.K.E bzw. Kölner-Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit.
Welchen Tipp würdest du motivierten Ehrenamtlichen geben, die auch einen eigenen Verein gründen möchten?
Nutzt Social Media, sucht euch Leute, die mitmachen. Macht es nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern, so mache ich es jedenfalls, mit ein bisschen Humor. Vor allem auch so kriegt man die Leute. Das Thema ist ernst, aber wir versuchen es irgendwie ja humoristisch anzupacken. Dass die Welt schlecht ist, wissen wir alle, aber mit ein bisschen Spaß dabei können wir was bewegen.
Mit K.R.A.K.E veranstaltet ihr regelmäßig Müllsammel Aktionen in Köln und im Besonderen um den Rhein herum. Verlierst du nicht regelmäßig den Glauben an unsere Gesellschaft, wenn du das aufsammelst, was andere einfach in der Umwelt entsorgen?
Es gibt bestimmte Stellen am Rhein, die räumst du an einem Tag auf und am nächsten Tag sieht alles wieder aus wie vorher. Dann denkt man sich schon: warum mache ich das hier überhaupt? Aber diese Gedanken sind nicht gut, denn das demoralisiert.
Ich versuche meine Motivation hochzuhalten, damit ich auch für die nächsten Aktionen Bock habe. Wo Menschen sind, da ist Müll und da wird auch immer wieder was sein. Aber das, was ich heute sammle, jedes Gramm, was ich sammle, ist eins weniger, was in der Nordsee landen kann und Tiere tötet. Der Gedanke hilft. Vielleicht habe ich heute am Ende des Tages, wenn ich zwei, drei Säcke Müll gesammelt habe, einen Delfin gerettet. So denke ich halt, ich will auch niemanden erziehen. Die Leute müssen halt selbst auf den Trichter kommen. Mein Anspruch ist, den Schaden zu begrenzen und das kann ich nicht, wenn ich zuhause sitze und nichts tue.
Im Rahmen unserer Gaffel Herzensprojekt Aktion konnten wir euch durch den Verkauf von Kölsch mit Sonderetiketten 1.111 € an Spenden überreichen. Wisst ihr schon, wofür ihr das Geld verwenden werdet?
Ja, natürlich haben wir laufende Kosten bei der allgemeinen Vereinsarbeit: Projekte, die wir bezahlen müssen wie beispielsweise unsere Müllfalle. Dann gibt es immer etwas, was repariert werden muss, Spritkosten und vieles mehr. Deshalb sind wir über Spenden immer dankbar, ob von unseren netten Sponsoren und Förderern oder von Privatleuten. Das Geld wird immer für was Gutes verwendet.
Tatsächlich sammelt K.R.A.K.E ja nicht nur Müll um den Rhein herum, sondern seit 2022 auch im Rhein. Mit der Rheinkrake habt ihr eine Müllfalle unterhalb der Zoobrücke platziert. Wie kam es zu der Idee?
Die Idee hatte unser Vereinsmitglied Nico. Er war beruflich in London unterwegs und hat dort eine Müllfalle in der Themse gesehen und kam mit der Idee so ein Ding auch in Köln zu installieren dann zu mir, das war vor ein paar Jahren. Ich war sofort begeistert und wir gingen das Projekt mit K.R.A.K.E an. Es kam zum Bau unserer Rheinkrake und dann hat es noch ein paar Jahre gedauert das Ganze genehmigen zu lassen, aber am Ende haben wir es geschafft mit sehr, sehr viel Hartnäckigkeit.
Falls es aber eine andere Kommune gäbe, die auch Bock auf eine Müllfalle haben, soll sie sich jederzeit melden!
Christian Stock
Plant ihr noch weitere Müllfallen in und um Köln?
Ich finde, eine Müllfalle in Köln reicht, zumal sie jetzt auch nicht tonnenweise Müll sammelt wie jetzt zum Beispiel eine Müllsammelaktion von uns an Land. Das, was die Rheinkrake sammelt, ist eher exemplarisch. Was daran aber sehr interessant ist, ist die wissenschaftliche Studie, die damit verbunden ist. Jedes noch so kleine Teil Müll, welches die Müllfalle sammelt, wird in Zusammenarbeit mit der Universität Bonn dokumentiert. Das ist ziemlich einzigartig.
Falls es aber eine andere Kommune gäbe, die auch Bock auf eine Müllfalle haben, soll sie sich jederzeit melden, wir würden sofort die Baupläne zur Verfügung stellen.
Was ihr so aus der Rheinkrake rausholt, kann man bei euch im Müllseum bewundern. Was war für dich der kurioseste Fang?
Also ich würde spontan sagen, eine Boombox, die mit dem Rhein in die Falle getrieben ist. Diese Boombox ist offiziell Spritzwasser-geschützt, hat aber mal eben ein paar Tage im Rhein verbracht und auch in unserem Fangkorb, bis wir das Ding rausgefischt haben. Die sah aus wie Hölle, aber wir konnten sie anschalten, ohne sie vorher aufzuladen, und alles hat perfekt funktioniert.
Du bist ja quasi Müllexperte, was können wir als Brauerei tun, um zur Müllvermeidung beizutragen?
Ich würde mal den Fokus auf die Großveranstaltungen legen, die ganzen Becher, die beispielsweise auf dem Weg zum Stadion ausgeschenkt werden, da ist viel Einweg dabei. Da gibt es vermutlich keine perfekte Lösung, aber Einwegbecher, die kompostierbar sind oder Pfand, würde womöglich schon helfen.
Und was könnte die Stadt Köln tun, um ein besseres Verständnis für Müllentsorgung bei uns Bürgerinnen und Bürgern zu schaffen?
Na ja, man sollte vielleicht mal den Ordnungsdienst in die Pflicht nehmen, damit zum Beispiel auch Kippensünder einfach mal kontrolliert und sanktioniert werden. Die Zeit der Sensibilisierung ist vorbei.
Eigentlich weiß jeder Raucher, jede Raucherin, dass man die Kippe nicht in die Pampa schnipst, weil es Plastikmüll mit Giftstoffen ist. Aber es kontrolliert niemand. Ich habe das noch nie irgendwo gesehen. Die Leute müssen halt leider zur Kasse gebeten werden, dabei bin ich kein Fan von Strafen oder Verboten, aber es geht leider nicht anders. Ich stelle mir das nicht so drastisch vor wie in Singapur, aber ein bisschen mehr muss hier getan werden.
Nach einer erfolgreichen Müllsammelaktion: wo genießt du dein Kölsch?
Der Ort ist völlig egal, meistens direkt am gefüllten Müllsack, denn ich habe immer einen Kasten Gaffel im Auto, wenn Müll gesammelt wird. Aber der Ort ist wirklich egal, Hauptsache ein leckeres, kühles Gaffel, am liebsten ein Wiess.
Danke Christian, für deine Zeit, wir freuen uns schon auf das nächste Wiess mit dir!