GaffelNeuigkeitenStimmen für Köln11 Fragen an Andreas Mies über den…

11 Fragen an Andreas Mies über den Sport und sein Engagement

Am 13. Dezember dieses Jahres wurde unser „Stimme für Köln„-Testimonial Andreas Mies als Kölner Sportler des Jahres 2019 ausgezeichnet. Seit Jahren engagiert sich der Tennisspieler für die Special Olympics NRW, dem Landesverband der weltweit größten Sportorganisation für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung, die ihn dieses Jahr zu ihrem Sportler des Jahres kürten. Zur feierlichen Preisüberreichung gab’s ein gemeinsames Tennistraining mit Andreas. Wir nahmen seine Doppelauszeichnung zum Anlass, um ihn mit ein paar Fragen zu löchern.

Wir sprachen mit Andreas über den Sportler Preis, sein Engagement, die Special Olympics NRW und warum ihm seine Heimat Köln so wichtig ist.

Andreas, du wurdest zum Kölner Sportler des Jahres 2019 ausgezeichnet, den die Special Olympics NRW Vertreter:innen stellvertretend für dich angenommen und dir jetzt mit ihrem eigenen Preis überreicht haben. Wie fühlt es sich an in einer von Fußball dominierten Stadt diese Auszeichnung zu erhalten?

Es wäre sicher für jede Kölnerin und jeden Kölner eine emotionale Angelegenheit, von der eigenen Stadt geehrt zu werden – das gilt auch für mich, ich liebe Köln.

Zudem ist diese Auszeichnung im ersten Schritt ein Publikumspreis und aus den Sportler:innen mit den meisten Stimmen hat eine Fachjury die Gewinner:innen gewählt. Für diesen Zuspruch möchte ich mich an dieser Stelle auch noch einmal herzlich bedanken bei allen, die für mich abgestimmt haben, und bei der Kölschen Sportnacht. Fußball ist natürlich fest verankert in Köln und der FC hat sich die Aufmerksamkeit, die er bekommt, verdient.

Mindestens zweimal im Jahr nimmt sich Andreas trotz vollem ATP Kalender die Zeit und trainiert mit den Athlet:innen von der SO NRW

Mich beeindruckt, mit welcher Freude und sportlichem Ehrgeiz sich die Menschen mit geistiger Behinderung in Wettbewerben gegeneinander messen. 

Andreas Mies über die Special Olympics NRW

Du engagierst dich seit 2019 im Ehrenamt für die Special Olympics NRW. Was ist das Besondere daran?

Nach meinem ersten Sieg mit Kevin Krawietz bei den French Open 2019 kam Special Olympics NRW aktiv auf mich zu und fragte nach einer kurzen Videobotschaft für eine Veranstaltung mit geistig behinderten Athlet:innen. Ehrlich gesagt hatte ich bis dahin gar keine Ahnung, dass es eine Organisation wie Special Olympics gibt und war sicher, dass ich damit nicht alleine bin. Deshalb entschied ich mich dazu, mich längerfristig für Special Olympics NRW zu engagieren. Mich beeindruckt, mit welcher Freude und sportlichem Ehrgeiz sich die Menschen mit geistiger Behinderung in Wettbewerben gegeneinander messen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie viel Spaß es macht, eine Sportart auszuüben und als Athlet an Sportveranstaltungen teilzunehmen. Meine Mutter konnte mich als gesunden Menschen damals einfach im Tennisverein um die Ecke anmelden, damit ich glücklich bin. Menschen mit geistiger Behinderung haben es in der Hinsicht wesentlich schwerer, ein passendes Sportangebot zu finden. Umso toller ist es, dass Special Olympics genau dort ansetzt.

Was kannst du aus deinem Engagement für die Special Olympics NRW für dein Tennisprofi-Leben mitnehmen?

Einerseits erweitert es meinen Horizont im Umgang mit Menschen. Ich habe zwar schon in meiner Jugend häufiger Tenniscamps betreut und Training gegeben, aber es waren nie Menschen mit Behinderung dabei. Andererseits ist es super zu sehen wie bei Special Olympics die reine Freude am Sport und das Miteinander im Vordergrund stehen, Dinge, die auch bei mir als Tennisprofi nicht in den Hintergrund rücken dürfen.

Abseits der Paralympics ist die Berichterstattung über Sportwettkämpfe für Menschen mit Behinderung leider etwas rar. Was muss und sollte sich daran ändern und warum ist es wichtig, dass nicht nur zu den Paralympics ein Fokus darauf liegt?

Leider ist das das große Problem. Die Sportlerinnen und Sportler mit Behinderung verdienen viel mehr Anerkennung und Aufmerksamkeit für ihre Leistungen. Das gilt für alle paralympischen Athletinnen und Athleten, die sich ja auch zu Recht regelmäßig über zu wenig mediale Beachtung beschweren. Aber was sollen die Sportlerinnen und Sportler sagen, die ganz vergessen werden? Und das sind leider u.a. die Menschen mit geistiger Behinderung. Der Behindertensport ist sehr viel mehr als die Paralympics. Besonders im Hinblick auf Athletinnen und Athleten mit geistiger Behinderung ist es schade, dass die Begriffe Paralympics und Special Olympics so oft vertauscht werden. Das verhindert leider, dass sie die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. Auch deswegen engagiere ich mich bewusst für die Special Olympics. Die Athletinnen und Athleten sind nicht nur echte Sportlerinnen und Sportler, sondern vor allem großartige Menschen, von denen wir alle viel lernen können.

Nächstes Jahr werden die Special Olympics NRW Landesspiele in Bonn
stattfinden. Worauf können wir uns freuen?

Die Landesspiele finden vom 7.-10. September 2022 statt und ich kann jedem nur empfehlen, dort einmal vorbeizuschauen. Die Sportwettbewerbe finden in 15 Sportarten statt und hinzukommt ein großes Rahmenprogramm z.B. mit einer Eröffnungsfeier mit olympischem Zeremoniell. Alle Wettkampfstätten und Sportanlagen sind frei zugänglich. Die Herzlichkeit und die Freude am Sport, so etwas kann man nur dort erleben. Schaut vorbei und schenkt den Sportlerinnen und Sportlern die Aufmerksamkeit, die sie verdienen.

13.12.2021, Koeln, GER, Special Olympics NRW, Athletentraining mit Andreas Mies Foto © Sarah Rauch

Die Corona-Pandemie hat auch im Tennissport einiges verändert. Gibt es etwas, was dir dadurch auf den Turnieren aktuell fehlt?

Ohne Publikum zu spielen, hat die Atmosphäre ziemlich verwandelt, da fehlte viel Energie. Mittlerweile sind je nach Land und Pandemielage Zuschauer längst wieder erlaubt. Darüber hinaus bin ich froh, dass Tennis zu den privilegierten Sportarten gehört, die relativ schnell ihre Profi-Wettbewerbe fortsetzen konnten. In vielen anderen Sportarten sind die Wettbewerbe über einen viel längeren Zeitraum und ersatzlos ausgefallen.

Bei Tennisprofis hört man immer wieder von speziellen Ritualen, die für ihr Spiel unabdingbar sind. Hast du auch welche?

Ein richtiges Ritual habe ich nicht. Ich achte einfach grundsätzlich darauf, dass ich ausreichend Schlaf kriege und ordentlich trainiere, dann fühle ich mich automatisch gut auf dem Platz. Außerdem hilft es mir vor manchen Matches, wenn ich mich vorher ein paar Minuten zurückziehen und alleine sein kann. Dann höre ich noch ein bisschen Musik.

Mit welcher Tennislegende wärst du gerne einmal im Doppel angetreten?

Mit Roger Federer. Er war für mich schon immer ein großes Idol. Aber es war für mich auch ein unbeschreibliches Erlebnis, als ich 2019 in Wimbledon im gemischten Doppel auf dem rappelvollen Centre Court mit meiner Doppel-Partnerin gegen Andy Murray und Serena Williams antreten durfte.

Ich finde, dass man grundsätzlich nie vergessen sollte, wo man herkommt

Andreas Mies

Du bist seit vielen Jahren sehr erfolgreich im internationalen Tennis unterwegs, warum ist es für dich so wichtig trotzdem die Verbindung zu deiner Heimat Köln nicht zu verlieren?

Ich finde, dass man grundsätzlich nie vergessen sollte, wo man herkommt. Die Verbindung zur Heimat erdet mich und gibt mir Halt – gerade weil ich so viel unterwegs bin. Wenn ich zwischen den Turnieren mal nach Hause komme, kann ich hier richtig gut Kraft tanken.

Gibt es eine andere Sportart, für die du deinen Tennisschläger gerne einmal beiseitelegst?

Mit Freunden spiele ich gerne mal Fußball. Als schwarzes Schaf der Familie bin ich glühender BVB-Fan, aber der FC ist mein zweitliebster Verein 😉

Zum Abschluss: Gibt es einen Ort in Köln, der für dich das absolute Gefühl von Heimat verkörpert und an dem du am liebsten ein Kölsch genießt?

An der Groov. Ich bin auch in Köln-Porz geboren und in Zündorf zur Schule gegangen.

Zum Abschluss der Trainingseinheit darf eine Gaffels Fassbrause natürlich nicht fehlen!

Fotos © Sarah Rauch – Special Olympics NRW

Autor
Privatbrauerei Gaffel

Wir, die Privatbrauerei Gaffel, sind ein mittelständisches, familiengeführtes Unternehmen in vierter Generation. Als Produzent der Traditionsmarke Gaffel Kölsch und weiterer rheinischer Spezialitäten sind wir eng mit der Geschichte Kölns verbunden. Wir fühlen uns den sozialen und kulturellen Bereichen der Stadt verpflichtet und berichten hier in regelmäßigen Abständen über Themen, die uns beschäftigen. Prost zesamme.